Geschichte

Nach Ansicht der Fachschaft Geschichte stellen sich an modernen Geschichtsunterricht, der Sach-, Methoden- und Urteilskompetenzen vermitteln will, die folgenden Anforderungen:

Geschichtsunterricht am Widukind-Gymnasium ...

  • fordert die Lernenden dazu heraus, neues Wissen zu erwerben und gleichzeitig verfügbare Fähigkeiten zur selbständigen Bearbeitung neuer Herausforderungen einzusetzen. Dies bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler in Phasen selbständigen  Lernens aktiv Verantwortung für das eigene Lernen übernehmen. Projektförmiges Arbeiten im Geschichtsunterricht ist daher eine sinnvolle und notwendige  Erweiterung des herkömmlichen Unterrichts, um Lernwege zu eröffnen, mit denen sich Schülerinnen und Schüler an die Bearbeitung komplexer historischen Themen  machen.
  • schafft Möglichkeiten des anwendungsbezogenen Transfers, indem Wissensbestände und Fertigkeiten, die in bestimmten Kontexten erworben wurden, auf andere Bereiche übertragen werden. Diese Anforderung versucht die Fachschaft Geschichte dadurch zu erfüllen, dass sie Anwendungssituationen schafft, um Wissen zu verankern. In den Phasen des projektförmigen Lernens folgt auf die unterrichtliche Auseinandersetzung mit dem historischen Thema der Besuch eines außerschulischen Lernortes, an dem die Schülerinnen und Schüler ihre erworbenen Kompetenzen anwenden und festigen.
  • gestaltet motivierende Anforderungssituationen durch eine lebensweltliche  Anbindung. Anregungen für Anwendungssituationen lassen sich in besonders geeigneter Weise in der die Schülerinnen und Schüler umgebenden (Lebens-)Welt finden. Hier bieten Kulturgüter der Region (Museen, Bauwerke) gute Möglichkeiten zur Anwendung des in der Schule Gelernten am historischen Original. Regionale Bezüge können gerade in der Sekundarstufe I helfen, Motivation zu schaffen und Gelerntes zu vernetzen. 

Projektförmiges Arbeiten 

Projektförmige Arbeitsphasen haben am Widukind-Gymnasium traditionell einen hohen Stellenwert und eine hohe Akzeptanz bei Schülerinnen und Schülern und ihren Eltern. Sie ergänzen den  klassischen  Unterricht durch Schwerpunktsetzung. So wird an ausgewählten Themen ein vertieftes Verständnis historischer Zusammenhänge erzielt. Erworbene Kompetenzen werden sicherer behalten, weil sie selbständig erarbeitet wurden.

Seit 1988 wird am Widukind-Gymnasium in der Klasse 6/2 das Ägypten-Projekt durchgeführt: In themendifferenzierter Gruppenarbeit bearbeiten die Schülerinnen  und Schüler selbsttätig und weitgehend selbstorganisiert umfangreiche Materialien.  Im Unterricht bereiten die Schülerinnen und Schüler eine Exkursion in das Römer- und Pelzäus-Museum in Hildesheim vor. 

Im 2. Halbjahr der Klasse 8 wird der Geschichtsunterricht auf den inhaltlichen Schwerpunkt "Industrialisierung in der Region" ausgerichtet: Die Schülerinnen und Schüler untersuchen an regionalen Beispielen fördernde Elemente und Hemmnisse für Industrialisierung.

Alle 9. Klassen führen im Rahmen der Unterrichtsreihe zum Nationalsozialismus eine Exkursion nach Bergen-Belsen durch. Auf dem Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenen- und Konzentrationslagers erinnern Gräber und Mahnmale an das Leiden und Sterben der Häftlinge und Gefangenen. Ein Dokumentationszentrum informiert über die Geschichte der Opfer und des Lagers.  

Internationale und regionale Geschichte (Bilinguales Modul)

Ein genereller Überblick

Als Wahlpflichtfach in der 8. und 9. Klasse ist es das Ziel des Kurses "Internationale und regionale Geschichte", interessierten Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu bieten, den Fächern Geschichte und Englisch einen stärkeren Schwerpunkt in ihrer Schullaufbahn zu geben. Sei es, dass ein besonderes historisches Interesse vorliegt, oder sei es, dass vielleicht ein Aufenthalt im englischsprachigen Ausland angedacht ist oder ein Englisch- oder Geschichtsleistungskurs in der Oberstufe in Frage kommt, so kann dieser Kurs gute Voraussetzungen für all diese Pläne schaffen.

Englisch ist heute für viele Schülerinnen und Schüler nicht nur ein Schulfach, sondern selbstverständlicher Teil ihres Alltags, ihrer Freizeit und ihrer beruflichen Zukunft. Dementsprechend möchten wir fremdsprachlich interessierten Schülerinnen und Schülern der Mittelstufe ein zusätzliches fremdsprachliches Angebot machen, das über den Rahmen des normalen Englischunterrichts hinausgeht und die zusätzliche Möglichkeit bietet, die englische Sprache in geschichtlichen Zusammenhängen und geleitet von den eigenen Interessen anzuwenden.

Auf diesem Wege möchten wir mit unserem Angebot den Anforderungen, die Internationalität und Globalisierung an unsere Schülerinnen und Schüler stellen, entsprechen und entgegenkommen. Auch in Hinblick auf Ausbildung und Studium in den Bereichen der Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Politik ist Englisch als Mittel einer erfolgreichen internationalen Kommunikation von größter Bedeutung; selbst deutsche Universitäten und Fachhochschulen geben durch kombinierte Studiengänge sowie englischsprachige Lehrveranstaltungen diesen Prozess bereits vor.

Im Unterricht stehen schülerorientierte Aktivitäten wie z.B. Projekt- und Gruppenarbeit im Vordergrund. Fächer des gesellschaftswissenschaftlichen Aufgabenfeldes wie das Fach Geschichte  bieten sich hierbei besonders an, da die Themen im Allgemeinen leicht zugänglich, alltagsrelevant und aktuell sind.

Geschichte als bilinguales Sachfach in der 8. und 9. Klasse

Bilinguales Lehren und Lernen bereichert und vertieft den regulären Geschichts- und Englischunterricht, indem es  unsere Sicht auf historische Ereignisse um eine weitere, fremde Sichtweise erweitert.

In der Jahrgangsstufe 8 beschäftigt sich der Kurs zu Beginn mit regionaler Geschichte und schult zunächst historische Erarbeitungs- und Interpretationsprozesse auf Deutsch. Im Laufe der achten Klasse wird die deutsche Perspektive langsam um einen internationalen Ausblick erweitert. In diesem Rahmen beginnt dann auch die Vermittlung von Unterrichtsinhalten in der englischen Sprache – ein Prozess, der Stück für Stück abläuft und die Schülerinnen und Schüler allmählich mit der Fremdsprache im geschichtlichen Zusammenhang vertraut machen soll.

Nach dieser Hinführung zur englischen Sprache steht in der Jahrgangsstufe 9 Englisch im Zentrum des Unterrichtsgeschehens. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten nun hauptsächlich mit englischsprachigen Quellen und erörtern diese in der Fremdsprache. Bilingualer Geschichtsunterricht ist dabei jedoch nicht eine "bloße Übersetzungsübung", sondern Sachfachunterricht in der Arbeitssprache Englisch. Es ist von zentraler Bedeutung, dass nicht etwa die Korrektheit der Sprache – wie aus dem Englischunterricht bekannt – im Vordergrund steht, sondern der im Unterricht behandelte Inhalt. Das Prinzip content before language (Inhalt vor Sprache) ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, aktiv am Unterricht teilzunehmen, ohne Angst zu haben, dass die Lehrkraft auf einzelne Fehler achtet. Die Anwendung der Sprache ist hier somit lediglich Mittel zum Zweck – also zur Mitteilung der Lerninhalte.

Lernen in zwei Sprachen

Eine Betrachtung und Bearbeitung von  Unterrichtsmaterialien in der deutschen und englischen Sprache hilft den Schülerinnen und Schülern, einen differenzierteren Blick auf auch im deutschsprachigen Geschichtsunterricht behandelte historische Ereignisse zu entwickeln. Der direkten Bedeutung des Wortes bilingual – dem Lehren und Lernen in zwei Sprachen – wird also im Unterricht eine zentrale Stellung eingeräumt.
Der Unterricht findet nicht nur in zwei Sprachen statt, sondern lebt von der fortwährenden Diskussion unterschiedlicher kultureller Kontexte und Traditionszusammenhänge. In diesem vielfältigen interkulturellen Inhalt liegt also der besondere Mehrwert des bilingualen Geschichtsunterrichts.